Verdammt, ich freue mich auf „Assassin’s Creed 3“. Am 31.
Oktober ist es endlich so weit, das Spiel kommt in die Läden und ich bin
süchtig genug, mir den Tag im Kalender markiert zu haben.
Nach den beiden „Assassin’s Creed 2“ -Ablegern „Brotherhood“
und „Revelations“ geht es endlich mit einem neuen Assassinen weiter. Dieses Mal
wird sich an der Ostküste der USA zur Zeit der Amerikanischen Revolution
entlanggemeuchelt. Entwickler Ubisoft verspricht ein Zusammentreffen mit solch illustren
und historisch wichtigen Personen wie George Washington, Benjamin Franklin,
Thomas Jefferson und George III. Boston und New York werden begeh- und
bekletterbare Städte im Spiel sein und am Frontier werden, zum ersten Mal in
der Serie, Bäume die Rolle der bekraxelten Hausdächer, Balustraden,
Wäscheleinen und Stadtmauern aus den Vorgängern übernehmen. I’m gonna sneak and tomahawk the hell outta this game!
Ein großer Wehmutstropfen für viele Fans – und ich gehöre
sicher auch zu dieser Gruppe – ist die Tatsache, dass es, auch im fünften Spiel
der Reihe, immer noch keinen weiblichen Hauptcharakter gibt. Viele Fans hatten
sich einen weiblichen Assassinen gewünscht und diesen Wunsch auch kundgetan.
Hauptcharakter des neuen Spiels bleibt weiterhin Desmond
Miles, dessen Vorfahren ja die Assassinen der bisherigen Teile, und auch von
Teil 3, stellen. Dieses Mal schlüpft Desmond über den Animus in die Haut von
Connor Kenway aka Ratonhnhake´:ton, Sohn einer Mohawk Mutter und eines
britischen Vaters. Ubisofts Creative Director Alex Hutchinson begründet die Entscheidung
gegen eine weibliche Assassine mit der Periode, für die man sich entschieden
hatte. "It's always up in
the air. I think lots of people want it, [but] in this period it's been a bit
of a pain. The history of the American Revolution is the history of men."
sagte Hutchinson in einem GamestopAsia Interview.
Etwas wiederlegt wird diese, auch historisch gesehen nicht
ganz lupenreine bis schwer fragwürdige, Argumentation durch den zeitgleichen Release
von „Assassin's Creed 3: Liberation“ für die PS Vita, welches in der gleichen
Periode spielt und der Geschichte einer weiblichen Assassine in New Orleans
während des Siebenjährigen Krieg und der Amerikanischen Revolution folgt. „Liberation“
beweist auch, dass sich Ubisoft offensichtlich im Klaren ist, dass die Fans der
Reihe auf spielbare weibliche Charaktere warten.
In den bisherigen Teilen waren Frauen massiv
unterrepräsentiert und nur in sehr fragwürdigen Rollen vertreten. Man denke nur
an die Kurtisanen, die zur Ablenkung von Wachposten angeheuert werden können
(in Revelation wurden sie durch „Romani“ Bauchtänzerinnen ersetzt, da
Kurtisanen im Konstantinopel des 16. Jahrhunderts etwas fehl am Platz gewesen
wären), oder die Puffmutter im Nonnenhabit aus „Assassin’s Creed 2“. Einzige
Ausnahmen sind Lucy Stillman und Sofia Sartor, die immerhin entscheidende
Funktionen für den Verlauf der Geschichte einnehmen.
Dass es im „Assassin‘s Creed“- Universum generell weibliche
Assassinen gibt, die in „Brotherhood“ und „Revelation“ auch rekrutiert und
ausgebildet werden können, macht die neuerliche Entscheidung gegen den
weiblichen Hauptcharakter noch schmerzlicher. Wenn Desmond Miles einer langen Reihe
von Assassinen entspringt und es weibliche Assassinen gibt, sollte dann nicht
auch unter seinen Vorfahren, deren Erinnerungen man als Spieler_in ja
durchspielt, auch eine weibliche Assassine sein? Stattdessen scheint Desmond
unter einem Mangel an weiblichen Vorfahren zu leiden.
Es stimmt, dass weiterhin der Großteil der Videospieler_innen
männlich ist. Doch Studienüber „gender bending“ (das Auswählen eines Charakters des gegensätzlichen
Geschlechts als Spielfigur) in Rollenspielen
wie „World of Warcraft“ oder „Diablo 3“ zeigen, dass männliche Spieler gar
nicht abgeneigt sind, weibliche Charaktere zu spielen. Andere Videospiele, wie
zum Beispiel „Tomb Raider“, „Final Fantasy“, „Resident Evil“ oder „Mirror's Edge“,
haben bewiesen, dass sich auch mit weiblichen Hauptcharakteren Verkaufsschlager
landen lassen.
Ich werde mir „Assassin’s Creed 3“ trotzdem holen und es
hoffentlich mit Freude zocken. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt: in „Assassin’s
Creed 4“ dann, Ubisoft, ok?