Ich bin verwirrt.
Neulich kam Post von Sky. Ich habe bei denen mal ein Abo
für den Schwiegerpapa abgeschlossen, das auf meinen Namen lief. Bei uns hat der
Mann ein Abo organisiert. Welt, Film, Fußball, find ich dufte und freu mich
jeden Samstag, wenn die Bayern spielen oder die nächste Folge Newsroom läuft. Soviel zur Einführung.
Jetzt schickt mir Sky also ein nettes Briefchen, in welchem
mir ans Herz gelegt wird, wieder Kundin zu werden, wo doch die Bundesliga endlich
losgeht und auch noch die Champions League startet! Verpassen Sie nichts!
Freuen Sie sich auf spannende Spiele! So weit, so gut.
Der Mann hat auch Post von Sky bekommen. Und zwar diese
hier.
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Ausschnitt Sky Newsletter vom September, Screenshot
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Okaaay... wo soll ich anfangen? Vielleicht mit der Kampagne
selber. Den Ton und die ganze Idee, die dahintersteht, find ich unmöglich,
unverschämt und hochgradig sexistisch.
Punkt 1
Netter, respektvoller Umgangston, den die Werbemenschen von
Sky hier offensichtlich als witzig erachten. Bei mir entsteht da folgendes Bild: Unangenehmer Macho-Kerl hockt mit
Bierpulle auf dem Sofa, Fußball geht gleich los und er sagt zu seiner Frau, die
schon leicht nölig in der Tür steht: „Hier, Alte, Zweitkarte für dich, und
jetzt geht endlich ins Schlafzimmer und zieh dir irgendwas ‚für Frauen’ rein
und lass mich in Ruhe die Buli schaun.“
Vor allem die Symbolik der Karte, also der
Schirientscheidung, der unwidersprochen Folge zu leisten ist, stößt mir mehr
als unangenehm auf. Wenn das das Bild ist, das Sky von den zwischenmenschlichen
Beziehungen[*] seiner
Kund_innen hat bzw. diese Kartensymbolik als „lustig“ erachtet, na dann gute
Nacht! Ähnlich progressives Geschlechterbild wie bei den Werbekollegen von der Sportschau.
Punkt 2
Der Hut ist so alt, dass frau nicht mal mehr gähnen möchte.
Ja klar, wir Mädels interessieren uns nicht für Fußball, wissen nicht, was
Abseits ist und wenn unsere Partner Bundesliga schauen, sind wir immer sooo
genervt. Ähm, liebe Leute bei Sky, ich mag Fußball, bin eine leidenschaftlichere
Bayern-Anhängerin als der Mann und es gibt in meinem Freundeskreis doch
tatsächlich noch ein paar andere Frauen, denen es genauso geht. Mir ist klar,
dass Sky hier schlicht ein gern und oft kolportiertes Klischee aufgreift und dass es, statistisch
gesehen, sicher zutrifft, dass sich nach wie vor mehr Männer als Frauen für
Fußball begeistern. Aber diese Kampagne, in ihrer Verbindung von Tonfall und
Klischee, ist für mich einfach nur, sorry, sexistische Kackscheiße. Und
schizophren noch dazu, denn
Punkt 3
Sky verschickt sexistische Werbung an einige – ich vermute
stark ausschließlich männliche – Kunden,
die, as usual, bestimmt „einfach nur witzig“ gemeint sein soll (der Mann fand
seinen Newsletter übrigens nicht witzig, sondern ebenfalls total daneben). Die Botschaft,
die dabei ankommt: Buli ist was für echte Kerle, und die Mädels können ja jetzt
zeitgleich die neue Komödie mit Til Schweiger gucken (...). Und gleichzeitig
schreibt Sky an mich, die Ex-Kundin, in dem Versuch, mir den Fußballgenuss
wieder schmackhaft zu machen. Seriously? Merken die nicht, dass sie sich mit
ihrer Strategie – wenn es denn eine bewusste ist – selber in den Fuß schießen?
Sexistische Werbung raushauen, die interessierte Frauen als potentielle
Bundesliga-Kundinnen exkludiert und beleidigt und gleichzeitig diese Frauen zu
überzeugen versuchen, (wieder) Kundinnen zu werden? In Kauf zu nehmen, dass
fußballbegeisterte Mädels, die vielleicht bereit wären, für’s Fußballvergnügen
zu zahlen, sich extrem angepisst fühlen?
Ich bleibe verwirrt.
[*] Ich möchte hier kurz anmerken, dass Sky offenbar
fest in der heteronormativen Kuschelwelt verhaftet ist, in der alle männlichen
Kunden NATÜRLICH mit Frauen zusammen sind (oder in der sich homosexuelle Männer
eh nicht für Fußball interessieren?). Ja, klar …